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A4 (V2) Raketenfertigung in Friedrichshafen

1942-45

 

Die Serien- Prüfstände bei Ober- Raderach ( „Vorwerk-Raderach“)

 

Prüfstand 1 1942-43

 


Die „ heiße „ Prüfung

 

Im Bereich der heutigen Mülldeponie, befand sich das eigentliche „ Prüffeld „ der A4 Abnahmestelle „ Observatorium Raderach „. In diesem Prüffeld befanden sich die drei Großen Prüfstände für die „heiße“  Prüfung, Prüfstände für die Prüfung der T-Anlage und der Turbopumpe so wie das Messhaus. Dass in Raderach die Prüfstände gebaut wurden war keine Selbstverständlichkeit. Ursprünglichen Überlegungen zur Folge wurde die Errichtung der Prüf und Abnahmestelle in unmittelbarer nähe der Fertigung geplant . Nach der Vorgabe, entsprechend der Sicherheit und Geheimhaltung durften aber  in einem Umkreis von 500 m keine Häuser sein. Auf dem Areal der Zeppelinwerft war das aber nicht möglich. Die Fa. Zeppelin wurde beauftragt die Platzfrage zu lösen. Eine der wichtigsten Überlegungen für die Errichtung der Prüfstände war die Multifunktionale Verwendung. Der Prüfstand sollte später auch mit „Salbei“ ( Salpetersäure und Dieselöl ) laufen können. Aktennotiz vom 30.9.41 über die Fertigung der V2 bei Zeppelin (BMAM RH8 ):


Gefertigt wird das gerät A4 und zwar eingerichtet für flüssig O2 und für Salbei
[ ....


Alle Prüfstände für die heißen Prüfung waren der gleichen Bauart , wenn auch mit kleinen unterschieden im Bereich der Umlenkschurre. Ursprünglich war vorgesehen komplett montierte A4 in diesen Prüfständen einzuspannen und zu testen. Da durch den Kriegsverlauf eine Umstrukturierung der Rüstungsfertigung notwendig wurde, wodurch neben der Dezentralisierung auch große Teile der Fertigung Bombensicher in unterirdische Fabriken verlagert werden musste, entschloss man sich die Prüfstelle nicht mehr in betrieb zu nehmen . Im der Niederschrift zur Lagebesprechung vom 1.11.1943 heißt es noch das in Raderach ab dem 15.11. 200 „Öfen“ monatlich gebrannt werden könnten, allerdings dis bereits im Februar 1944 wieder unterlassen wurde. In der Niederschrift 3/44 g/k wird festgelegt das die Bauwerke ( Prüfstände) 1 bis 3 stillzulegen sind und die leicht zu entfernenden Armaturen und Messgeräte zu endfernen sind. 

 

Von diesem Prüfstand sind heute noch einige Zeichnungen und Detailfotos erhalten. Diese Fotos und Zeichnungen Dokumentieren neben dem Aufbau des Prüfstandes, auch die Änderungen die am Prüfstand durchgeführt wurden. Im wesentlichen bestand so ein Prüfstand aus zwei Stahlbeton Fundamenten zwischen diese die Umlenkschuhreh platziert war. Vor der Umlenkschuhreh befand sich ein Wasserbecken in das die Abgase geleitet wurden. Auf den Fundamenten, links und rechts neben der Umlenkschuhreh standen zwei Stahltürme die durch mehrere Plattformen verbunden waren. Alle Plattformen, die mit einer Kreisförmigen Öffnung im Boden ausgestattet waren, konnten geöffnet werden. Hinter dieser Konstruktion standen nochmals zwei Türme, diese waren durch eine Kran-Brücke mit der Hauptkonstruktion verbunden.

 

 

  

 

Prüfstand 2 , im Hintergrund Prüfstand 3 ,                                                                                       

 

       

 

Bild 1 und 2 Messhaus von vorne und von der Seite  1942-43, Bild 3 Grundriss des Messhaus

 

Auf dieser weise konnte hinter dem Prüfstand  eine V2 aufgerichtet und mit dieser Krananlage in die Konstruktion eingefahren werden. Dort hätte man sie fest eingespannt und danach einem Testlauf unterzogen. Die Rakete währe so Platziert gewesen dass, das Abgas direkt in die Umlenkschuhreh geleitet worden wäre. Bedingt durch Herstellungsunterschiede die durch den komplizierten Aufbau des Heizbehälters entstanden, wählte man in den Zuleitungen einen Großen Durchmesser der dann durch einsetzen von Lochblenden, endsprechend dem geforderten Druck, reduziert wurde. Alle Messergebnisse und  Reparaturen wurden in einer Lebenslauf Akte vermerkt, die in einem Behälter unter der Abdeckung neben der Sauerstoffnachtankleitung an dem A4 untergebracht war. Wie bereits genannt, wurden keine Prüfungen an kompletten Raketen durchgeführt.

 

 

 

A4 Rakete in einem Peenemünder Prüfstand, so sollten die Raketen in Raderach eingespannt werden.

 

In dem am Prüfstandsfundament angegliederten Anbauten befanden sich zwei ca. 7t schwere Kugeltanks aus Aluminium die einen Durchmesser von ca. 3 bis 4 m hatten. Diese Behälter waren mit Messeinrichtungen für das Gewicht und das Volumen ausgestattet. In dise Tanks wurde der Sauerstoff und Alkohol abgefüllt der per Bahn angeliefert wurde. Außerhalb des Prüfstandes befand sich eine Konstruktion in den 36 Druckbehälter je 1000 l Inhalt befanden. Diese Behälter waren mit je 150 kg Stickstoff gefüllt, der bei der Herstellung des Sauerstoffes anfiel. Mit diesen Stickstoff wurde wehrend des Tests das Sauerstoff und der Alkohol in die Brennkammer gedrückt. Eine Turbopumpe kam während diesen Tests nicht zur Anwendung.

Gesteuert wurde die Prüfeinrichtung aus einem Bunker der sich direkt hinter der Umlenkschuhreh zwischen den Anbauten befand. Mit Hilfe zweier Periskope war es Möglich aus dem Bunker direkt den Abgasstrom zu beobachten. Parallel dazu wurde zur Dokumentation mit einer Kamera eine Uhr und die Gewichts und Volumenanzeigen gefilmt. Um die hohen Abgastemperatur und die Gas Geschwindigkeit ( Errechnet in der Brennkammer: 2000C° und Ausströmgeschwindigkeit der Feuergase 2000 m/s ) zu kühlen , war im unteren Bereich des Prüfstandes ein Ring der die Flamme umschloss. Von diesem Ring wurde direkt in die Flamme Wasser gespritzt. Neben dieser Kühlung besaß die Umlenkschuhreh Wasserdüsen. Während des Prüfvorganges wurde über einen Zeitraum von 2 Minuten rund 400 cbm Wasser eingespritzt, der dabei aufsteigende Wasserdampf bildete dann Pilzförmige Nebelnseulen die noch von der Schweiz aus ( ca. 25 Km ) noch gesehen werden konnten . Alle Drei Prüfstände waren über ca. 1,5 m durchmessenden Stahlrohre an einem Zentralen Wasserspeicher auf der Südseite des Mittelberges angeschlossen das alle 1 bis 1,5 Stunden die erforderliche Wassermenge liefern konnte. Versorgt wurde der Speicher über eine Leitung aus einem eigens dafür gebauten Pumpstation am Bodensee . Nach Kriegsende demontierten die Franzosen die Prüfstände, danach sprengte eine aus Radolfzell angerückte französische Pioniereinheit zwischen dem 7.4 und 21.4.1948 mit dermaßen viel Sprengstoff die Fundamente der Prüfstände, so das sich die Trümmer in einem Umkreis von 150 m verteilten . Nach dieser Aktion blieben etliche Betonbrocken übrig die obwohl bis zu 20 Tonnen schwer mehr als 100 m durch die Luft flogen und heute scheinbar zusammenhangslos noch im Wald verteilt  aufzufinden sind ! Das Trümmerfeld das an dieser Stelle zurück blieb führte als bald zu der Spekulation das die Franzosen durch ihre gewaltigen Sprengungen eine Unterirdische Fertigung zerstörten . Vom heutigen Standpunkt aus gesehen dürfte es sich eher um eine beherzte Entsorgung von Rüstungsaltlasten gehandelt haben !


Heute ist an dieser Stelle eine Mülldeponie und die Lage der Fundamente lassen sich nur noch vom Prüfstand 1 ermitteln .

 

  

Abb. 28/29/30  Betonreste der Prüfstände

 

Andere Prüfstände

 

Entwicklungs- Prüfstand 1 , Peenemünde

  

Der Prüfstand 1 in Peenemünde ist in Aufbau und Größe als Vorbild der Prüfstände in Raderach zu sehen.

  

  

 

 

Entwicklungs- Prüfstand 7 , Peenemünde

Der wohl bekannteste Prüfstand des Aggregat 4 . Hier startete am 3.10.1942 die erste Rakete, die das Weltall erreichte, ein Moment an dem ein neues Zeitalter für die Menschheit begann. Aber auch einen der dunkelsten Seiten menschlicher Kreativität und Schaffenskraft darstellte .

Es steht zweifellos Außerfrage das der Prüfstand 7 ein Symbol, ein Denkmal und Mahnmal in der Menschheitsgeschichte darstellt und als solches den Rang eines Weltkulturerbes begleitet. Schade nur das es eine sehr kleine Gruppe der Gesellschaft es für notwendiger erachtet den durch Altlasten belasteten, für den Bund ökonomisch nicht verwertbare Liegenschaften ohne Rücksicht auf das Interesse der Gesellschaft , durch Abgabe als vermeintliches Naturerbe an die Naturerbe GmbH, sich einer Verantwortung gegenüber den Menschen zu entledigen.

In anbetracht der Tatsache das bedingt durch die Klimaerwärmung und die damit verbundene Anhebung des Meeresspiegels die Projektierten  Ziele der Naturerbe GmbH mit dem Areal der Heeresversuchsanstalt wohl in das Absurde geführt werden wird, verbleibt einem zurzeit nur ein ungläubiges Kopfschütteln. Die heute noch erhaltenen Reste des P7 wird es wohl in einigen Jahren nicht mehr geben, an dessen Stelle wird wahrscheinlich ein Ammoniak verseuchter Sumpf sich breit machen in dem es nur noch Baumleichen geben wird und einige Zehntausende Kormorane wie es bereits in der Unmittelbaren Nachbarschaft bereits der Fall ist. 

Trotz allen Widrigkeiten versucht die 2009 gegründete PROJEKTGRUPPE TECHNIKMUSEUM PEENEMÜNDE den Prüfstand 7 und einige weitere Bauten in Peenemünde zu erhalten.

Mehr Informationen hier : Prüfstand 7 ein Weltkulturerbe ?

                

Durch Kormoranschiss völlig zerstörte und verseuchte Landschaft in unmittelbarer nähe des Prüfstand 7 .

 

   

Prüfstand 7 in Peenemünde, 1940 / 1942

  

Prüfstand 7 im Jahr 2009

 

A4 Serien- Prüfstand „Vorwerk- Rax“

Für das dritte geplante Nachbauwerk ( Rax Werke, Wiener Neustadt ) der A4 Rakete wurde Mitte 1943 der Bau von Abnahmeprüfstände in den Wälder bei Lichtenwörth geplant und begonnen. Allerdings wurden die Bauarbeiten wegen dem mangelnden Luftschutz bereits im Herbst 1943 wieder eingestellt. Ersatzweise errichtete man in Zipf ( Österreich )  und bei Lehsten in Thüringen  teils unterirdisch angelegte Prüfstände . 

 

   

Alkohol Tanklager ©2007 Schmitzberger

 

Vermutlich Gruben der geplanten Teiche für die Triebwerksprüfstände ©2007 Schmitzberger

http://www.geheimprojekte.at/t_vorwerk.html

 

A4 Serien- Prüfstand „Vorwerk- Mitte“

  

Außen liegende Brennstände im Örtelsbruch / Lehesten

http://www.slatecity.de/Lehesten___Thuringer_Wald/V2_-_Historisches_Material/hauptteil_v2_-_historisches_material.html

 

 

A4 Serien- Prüfstand „Vorwerk Schlier“ ( in Zipf )

Neben den Prüfständen in Peenemünde und Raderach wurden weitere Prüfstände geplant oder Gebaut.

Der letzte gebaute und einzigst noch erhaltene A4 ( V2 ) Triebwerksprüfstand befindet sich auf dem Betriebsgelände der Brauerei Zipf in Österreich. 

Dieser Prüfstand verbindet alle bis dahin erworbene Kenntnisse aus der Entwicklung der Triebwerksprüfstandtechnik, die sich heute noch erkennen lässt. Entgegen allen anderen Prüfständen wurden hier die Triebwerke nicht senkrecht sondern schräg geneigt getestet. Dieser Prüfstand wurde von KZ Häftlingen gebaut von denen dabei mindestens 267 ihr Leben verloren !

 

Quelle : Hannes Koch

(ARGE Schlier, Sprecher Arbeitskreis Kultur Leader+ Hausruckwald Vöcklatal, arbeitet derzeit an einer

Dissertation zur NS-Gewaltherrschaft in Oberösterreich) Bei Fragen: mail@hannes-koch.at

 

A4 ( V2 ) Triebwerksprüfstand in Zipf, Herbst 2008  ( Österreich )

  

  

 

Quellen :

Inspektionsbericht von Prof. H. Moureu und P. Chovin 1945 /SHAA.Paris,

Verschiedene Dokumente der RH8 Bestände des BAMA Freiburg.

Dokumente aus den amerikanischen FE Beständen auf Mikrofilm.

Gerätebeschreibung Aggregat 4 vom 1.2.1945

Private Dokumente und Bilder

ARGE Schlier

 

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